Ein Drittel der Anfänger gibt auf oder wechselt das Fach, an den Universitäten sind es sogar erschreckende 46 Prozent.
Mit großen Erwartungen war man in die Bologna-Reform der Studiengänge gestartet. Zwischenzeitlich sind fast 94 Prozent aller Studiengänge entsprechend modularisiert. Doch zieht man Bilanz, macht sich Ernüchterung
breit. Die Studiengänge scheinen nicht die Leistungsfähigkeit zu besitzen, für den dringend benötigten Ingenieurnachwuchs zu sorgen.
Bereits in den ersten Semestern wirft eine große Zahl Studierender das Handtuch. Zu große Stoffverdichtung und zu frühe abschlussrelevante Prüfungen erweisen sich als Hürde. Besonders auffällig: Unter den Abbrechern verfügen 41% über einen berufspraktischen Abschluss. Dies zeigt, dass die postulierte Durchlässigkeit des Bildungssystems weit von der Praxis entfernt ist.
Schlussfolgerung: Das Studium muss studierbarer und attraktiver gestaltet werden. Durch eine höhere Semesterzahl muss ein höherer Praxisanteil ermöglicht werden. Eine fundierte Grundlagenausbildung und ein interessanter Anwendungsbezug müssen sich gegenseitig durchdringen. Mindestens 8 Semester für den Bachelorabschluss ermöglichen auch eine Entzerrung bei der Vermittlung der Studieninhalte. Denn generell muss gelten: Qualität in der Ausbildung ist wichtiger als Kürze.
Dazu gehört auch die Weiterbildung des Lehrkörpers. Zum einen, um neuere pädagogische und neurodidaktische Ansätze anwenden zu können, zum Anderen, um auch fachlich auf der Höhe der Zeit zu sein. Doch fast 50% der Lehrenden haben in den vergangenen 5 Jahren keine Fortbildung auf didaktischem Gebiet absolviert.
Erforderlich ist dringend eine intensive Begleitung und Beratung von Studierenden und Lehrenden. Sonst können die Klagelieder über den Fachkräftemangel bald noch lauter gesungen werden.
Ruth Fischer-Pusch
0711/16581-26