Das Arbeiten in der Cloud, der Datenwolke, ist das beherrschende Thema der IT-Branche. Mit der Cloud beschleunigt sich das Tempo der IT-Arbeitswelt weiter.
Das Arbeiten in der sogenannten Cloud war in aller Munde. Was ist die "Cloud" eigentlich?
Hans-Joachim Weis: Cloud Computing, also das Arbeiten in der Datenwolke, bedeutet ein Auslagern von Daten und deren Verarbeitung auf einen oder mehrere zentrale Rechner. Cloud Computing erlaubt Unternehmen, ihre Rechenzentren zu reduzieren und weltweit über große Distanzen hinweg und nahezu in Echtzeit große Datenmengen zu verarbeiten. Die Daten werden in virtuellen Netzwerken (Wolken oder Clouds) statt wie bisher auf lokalen Rechnern gespeichert. Die Cloud verspricht wachsende Umsätze, neue Anwendungen und Geschäftsfelder.
Müssen sich die Beschäftigten wegen Cloud Computing Sorgen um ihre Arbeitsplätze machen?
Cloud Computing ermöglicht Unternehmen, ihre IT-Abteilungen erheblich zu verkleinern und das Personal zu reduzieren. Der Aufbau und die Wartung neuer Hardware- und Software-Infrastrukturen entfällt. Deshalb haben diese Befürchtungen eine reale Grundlage. Cloud Computing wird den Arbeitsmarkt für IT-Fachkräfte erheblich verändern, in welche Richtung, ob negativ oder positiv, ist noch nicht ausgemacht.
Wie steht es mit der Datensicherheit? In Rechenzentren gibt es trotz ausgeklügelter Abschirmung immer wieder Sicherheitslücken.
Die Datensicherheit ist bisher die Achillesferse beim Cloudcomputing. Es ist technisch noch nicht sichergestellt, dass Daten, einmal aus der Hand gegeben, vor dem Zugriff Fremder auch sicher sind. Ob für den privaten Nutzer bei Facebook oder für Unternehmen bezüglich sensibler Geschäftsdaten. Ein Zugriff für Fremde muss ausgeschlossen sein.
Können da die deutschen Unternehmen mit ihren im internationalen Vergleich recht hohen Datenschutzbestimmungen punkten?
Mit Sicherheit. In Deutschland ergeben sich Chancen für die Anbieter von Cloud Computing. Werden die Sicherheitsstandards in den Clouds umgesetzt, so ergeben sich für deutsche Anbieter Wettbewerbsvorteile. Unternehmen wie T-Systems und Hewlett-Packard werben bereits damit.
Wie verändert sich die Arbeit für IT-Beschäftigte?
IT-Beschäftigte arbeiten heute ohnehin global vernetzt. Der Einzelne ist oft ein Teil im großen transnationalen Team. IT-Beschäftigte vor allem in großen Konzernen wie IBM oder SAP müssen oft schon heute non stop kooperieren und koordinieren. Zeit- und Konkurrenzdruck hat deutlich zugenommen. Leistungsverdichtung und ausufernde Arbeitszeiten durch zeitzonenübergreifende Projektarbeit werden mehr und mehr Arbeitsalltag. Der neue Trend Crowdsourcing, bei dem noch mehr Aufträge von Unternehmen nach außen gegeben werden sollen, erhöht den Druck auf Normalarbeitsverhältnisse. Es finden Verschiebungen vom Arbeits- zum Werkvertrag statt - mit allen Konsequenzen für die Beschäftigten.
Wie stellt sich die IG Metall diesem Trend?
Für Betriebsräte und Gewerkschaften stellen die neuen Arbeitsformen völlig neue Herausforderungen dar. Denn was die IT-Branche vormacht, könnte sich auch in anderen Branchen durchsetzen mit der Folge, dass Normalarbeitsverhältnisse auf dem Rückzug sind. Künftig müssen neue Regeln zur Vergabe von Werkverträgen und externen Aufträgen unter stärkerer Berücksichtigung der Mitbestimmung in den Betrieben entwickelt und etabliert werden.
Die IG Metall war wieder mit einem Stand auf der Cebit präsent.
Im 12ten Jahr unseres Messeauftritts hat sich wieder gezeigt, dass das Interesse der Messebesucher auf unsere Angebote groß ist. Unsere Entgeltanalyse zu den Gehältern in der Branche wurde stark nachgefragt. Ebenso unsere Vorträge zum Thema Arbeitsrecht und Berufseinstieg. Gerade junge Leute nehmen unsere Informationen als Chance für berufliche Orientierung sehr bereitwillig an. Auch die Darstellung der Position der IG Metall zum Fachkräftemangel durch unser geschäftsführendes Vorstandsmitglied Christiane Benner beim Eröffnungspodium der Zeitschrift "Computerwoche" ist auf starke Resonanz gestoßen. Christiane Benner hat sich vor allem dafür stark gemacht, mehr junge Frauen in die Branche zu bringen und mehr betriebliche Ausbildungsplätze zu schaffen.
Wie stark wurden die Freikarten für IG Metall-Mitglieder nachgefragt?
Die Zahlen sprechen für sich. Mehr als 20 000 Mitglieder der IG Metall haben das Angebot genutzt, sich über ihre Verwaltungsstelle eine Freikarte zu besorgen und sich auf der Cebit zu informieren. Viele kamen bei unserem Stand vorbei und suchten das Gespräch mit uns. Das war alles sehr erfreulich. Der Aufwand hat sich auf alle Fälle gelohnt.