Liebe Kolleginnen und Kollegen,
sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Gäste.
In der Informationstechnologie- und Telekommunikationsbranche arbeiten
heute nahezu 900.000 Beschäftigte. Damit ist die Branche mittlerweile die
zweitgrößte in Deutschland. Auf den ersten Blick sieht dieser Aufstieg nach
einer ungebrochenen Erfolgsstory aus. Selbst in der durch die Finanzmärkte
verursachten Krise nach 2009 ist die ITK-Branche weiter gewachsen. Wenn wir
jedoch hinter die Kulissen dieser Erfolgsstory schauen, sehen wir keine
Kontinuität, sondern eine Geschichte mit teilweise tiefgreifenden
Veränderungen.
Von Beginn an ist die IG Metall in der jungen Branche aktiv und gestaltet mit
den Beschäftigten die Arbeits- und Beschäftigungsbedingungen. Nicht nur in
dem Teil, der sich aus traditionellen IG Metall-Branchen heraus entwickelt hat,
wie zum Beispiel der Computer- oder Speicherfertigung. Über diesen Zeitraum
haben wir den Wandel in der ITK beobachten können.
Der Wandel in der ITK ist nicht ohne Brüche und Friktionen verlaufen. Wir
denken zum Beispiel an den Wandel von Großrechnern zu Personal Computern
oder an die Verlagerung der Hardwareproduktionen aus Deutschland und
Europa nach Asien.
Heute gibt es in Deutschland außer der Halbleiterfertigung nur noch ein PC-Produktionswerk. Ich glaube, das einzige in ganz Europa. Denkt an den Crash der "new economy". Denkt an die Entwicklung der Telekommunikationstechnik, das Zusammenwachsen von TK und IT, an den Durchbruch von mobilen Technologien und Anwendungen, an die Globalisierungs- und Offsoring-Wellen. Oder an die Strategiewechsel vieler Unternehmen hin zu IT-Dienstleistungen.
Diese Veränderungen in der ITK-Branche hatten immer mehrere Dimensionen:
technologische, arbeitsorganisatorische, wirtschaftliche, industriestrukturelle
und nicht zuletzt die soziale Dimension. Hier meine ich insbesondere
Beschäftigungsentwicklung, Arbeitsbeziehungen und
Beschäftigungsbedingungen.
Diese Entwicklungen gingen nicht selten zu Lasten der Beschäftigten. Nach den
anfänglichen Boomjahren mit einer Art Goldgräberstimmung kam die Branche
Anfang der 90er Jahre in die erste strukturelle Krise. Zum ersten Mal wurde
klar, dass bei aller Modernität, bei aller Unkonventionalität, eines wie in anderen
Branchen war:
Auch in der ITK-Branche brauchten die Beschäftigten eine kollektive Vertretung
ihrer Interessen. Auch in der ITK-Branche brauchten und brauchen sie eine
kollektive Regulierung der Arbeitsbedingungen, um nicht die Verliererinnen und
Verlierer bei diesen Veränderungsprozessen zu sein.
...
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