Fall 1: Billiger externer Dienstleister
Nur Frauen, zumeist in Teilzeit beschäftigt, wurden sehr kurzfristig von Vorgesetzten und Personalverwaltung zu einem Gespräch gebeten. Die Überraschung bei den Betroffenen, die in der Vergangenheit von Arbeitgeberseite willkommen geheißen wurden, war dann umso größer: "Wir möchten euch einen Auflösungsvertrag vorschlagen." Die weiblichen Fachkräfte sollten in ein atypisches Arbeitsverhältnis zu einem Billiglohndienstleister wechseln. Von solch einem Schock, verbunden mit extrem mangelnder Wertschätzung erholt sich kaum jemand vollständig, sondern es treibt Beschäftigte in Unsicherheit und Krankheit.
Fall 2: "Zu viel an Bord"
Ein Unternehmen mit über 250 Beschäftigten in einer Landeshauptstadt wurde teuer aufgekauft und eine "rosige Zukunft" bei SAP vermittelt. Nach einigen Monaten löste der Vorstand den Standort auf und setzte einige Kolleginnen und Kollegen "auf die Straße".
Fall 3: Dein Job ist weg
Im Rahmen von Auslagerungen von Tätigkeiten ins benachbarte östliche Ausland (shared service) verlieren Beschäftigte in Deutschland plötzlich ihren Job. Dann müssen sie Tätigkeiten annehmen, die nicht ihrer Qualifikation entsprechen, denn das lange Warten auf eine adäquate Stelle zermürbt. Die Verantwortung der internen Jobsuche wird systematisch auf die betroffenen Beschäftigten abgewälzt. Qualifikationsmaßnahmen werden nur begrenzt angeboten oder in Form von Projekttätigkeit bzw. "on-the-job"-Weiterbildung. Sind Schwerbehinderte von der Auslagerung ihrer Jobs betroffen, werden deren Schutzrechte nicht berücksichtigt.
Fall 4: Entlassungen
Nachdem Tausende von Beschäftigten über Firmenkäufe "eingekauft" wurden, stellt man nach kurzer Zeit fest, dass es doch zu viele Mitarbeiter sind. Üblicherweise werden bei sogenannten globalen Reorganisationen SAP-Beschäftigte in bis zu dreistelliger Anzahl außerhalb Deutschlands - beschönigend ausgedrückt - freigesetzt.
Fall 5: "Die Hammermethode"
Ein Beispiel im Personalbereich stellt eine radikale Methodik des Change Management vor: Der Bereich für Personal- und Organisationsentwicklung wurde aufgelöst. Von den betroffenen Kolleginnen und Kollegen dürfen nur noch sehr wenige in Zukunft ihren ursprünglichen Job ausüben, um zum Beispiel die laufenden Projekte und Programme zu Ende zu führen. Doch mehr als 2/3 der Betroffenen werden nach einem bedenklichen Auswahlverfahren in die Personalverwaltung versetzt. Das wäre so ähnlich als wenn ein Schreiner die Tätigkeit eines KFZ-Mechanikers ausüben muss. In Deutschland soll zwar niemand "freigesetzt" werden, doch wie sieht es für Kolleginnen und Kollegen in anderen Ländern aus? Aussagen von Betroffenen zeigen ein düsteres Bild auf: "Das habe ich in meinem langen Berufsleben noch nicht erlebt.", "Klar bauen die unsere Jobs ab.", "Das ist keine Wertschätzung meiner Profession.", "Ich will meine Job-Funktion nicht verlieren", "Ich bin mehr als enttäuscht wie wir abgewickelt werden ...", "Personal- und Organisationsentwicklung ist am Ende ...";
Eine Befragung der IG Metall im Jahr 2012 ergab: Nur sehr wenige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stimmten zu, dass sich die Durchführung von Reorganisationen verbessert hätten. Diese Kritik gibt es schon viele Jahre, doch verbessert hat sich wenig.