Der Begriff "Freiheit" wird benutzt, um die knallharten Unternehmensziele bei vorgegebenen Rahmen- und Arbeitsbedingungen zu erreichen, und: Jede und jeder hat zu funktionieren - und sich nicht zu solidarisieren. Als zusätzlich belastend erweist sich eine sogenannte "Gratifikationskrise" aus dem Entlohnungssystem.
Warnsignale liefern Befragungen von für die IT-Branche zuständigen Arbeitsnehmervertretung IG Metall:
- 38 Prozent der Befragten bemerken eindeutige Stresssymptome, bei weiteren 27 Prozent kommt dies gelegentlich vor.
- Beruf und Privatleben ist für 32 Prozent der Beschäftigten schwer vereinbar, für 40 Prozent ist das teilweise so. Männer sehen hier etwas mehr Probleme als Frauen.
- In ärztlicher Behandlung aufgrund arbeitsbedingter Stresssymptome sind 18 Prozent der Befragten. Weitere 8 Prozent sind dies gelegentlich.
Die Studie hat SAP nicht interessiert. Know-how von Arbeitnehmerseite wird ignoriert.
Zudem entlarvend die Aussage eines SAP-Managers: "Die Haltbarkeitsdauer eines Software-Entwicklers ist nicht länger als die eines Kricketspielers - ungefähr 15 Jahre. Die 20-jährigen Typen bringen mir für den Unternehmenserfolg mehr als die 35-Jährigen (...) Bei dem Tempo, in dem die Technologie sich verändert, wird man mit 35 sehr schnell überflüssig, wenn man nicht dazulernt. Für 40-Jährige ist es sehr schwierig, relevant zu sein." Jugend(ausbeutungs)wahnsinn.
Den Beschäftigten wird eine ungeheure Flexibilität und unmenschliche Veränderungsfähigkeit abverlangt. Sie sollen sich als "Arbeitskraftunternehmer" verstehen: "Sie müssten auf die Professionalität ihrer Arbeit und ihrer Reproduktion achten, unternehmerisch handeln und die Kosten- und Wettbewerbsstruktur des Betriebes im Kopf haben."
Der Grundsatz der Ausgewogenheit scheint verletzt zu sein. Arbeitsanforderungen und -bedingungen, Arbeitsleistungen und die Gegenleistungen der Arbeitgeberin stehen in einem immer größeren Missverhältnis.