Bei einem Treffen von Beschäftigten, die bei Werksvertragsunternehmen in der IT-Industrie eingesetzt sind, haben wir einen Einblick in eine Zwei-Klassen-Gesellschaft erhalten.
Viele der Tätigkeiten wie Arbeiten an der Rezeption und bei der Security, Ausgabe von Notebooks und Handys, wurden vor der Auslagerung auf ein Sub-Unternehmen von den Festbeschäftigten der IT Firmen komplett selbst
ausgeführt. Dann wurden sie vollständig oder zum Teil verlagert. So arbeiten die Gäste unseres Treffens zum Teil mit den Festangestellten Hand in Hand und verrichten die gleichen Tätigkeiten. Die IT Beschäftigten
sind dann erstaunt, wenn sie von den Bedingungen hören, zu denen die Werkverträgler ihr Brot verdienen.
Unsere Teilnehmer berichteten von großen Einkommensunterschieden zwischen Festangestellten in der IT Industrie und den Beschäftigten bei Werksvertragsunternehmen. Auch gäbe es für Arbeiten an Sonn- und Feiertag nur
geringe Zuschläge. Und einige beklagten lange Schichten. Betriebsräte gibt es bei den Werkvertragsunternehmen entweder gar nicht oder sie werden als nicht funktionierend bezeichnet.
Viele haben es als verletzend beschrieben, wenn sie als "Externe" trotz jahrelanger Tätigkeit bei Weihnachtsfeiern und Betriebsausflügen zurückbleiben müssen und nicht dabei sein dürfen.
Uns ist bei der Veranstaltung aufgefallen, dass viele Werkvertragsbeschäftigte fürchten, von heute auf morgen aus ihren Jobs rausgenommen zu werden. Dabei müssen die Werksvertragsbeschäftigten beachten weder beim
Kunden noch beim eigenen Unternehmen aufzufallen. Das Werkvertragsunternehmen kann seine Leute schon morgen bei einem anderen Unternehmen einsetzen. Dies bedeute einen stressigen Reset: neue Aufgaben, Einarbeitung, den Abbruch von
Kontakten zu netten Kollegen, neue Fahrtwege zur Arbeit.
Stellt sich die Frage, warum die Werkvertragler nicht kündigen und sich auf frei werdende Stellen im IT Unternehmen bewerben? Hier wird gemunkelt, es gäbe so etwas wie "Nicht-Abwerbeklauseln" zwischen den IT-Unternehmen und den
Werksvertragsbeschäftigten. Jedenfalls konnten sie von keiner erfolgreichen Bewerbung aus ihrem Umfeld berichten.
Wir werden diese Treffen fortsetzen und hier wieder berichten.
Viel Arbeit, wenig Einkommen
Letzte Änderung: 06.07.2016